Karl Schlögel erhält den Friedenspreis
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2025 geht an Karl Schlögel – und wir bei Zukunft MEMORIAL freuen uns mit ihm.
(c) Phil Dera
Seit vielen Jahren begleitet uns der klarsichtige Denker Karl Schlögel als Autor, Gesprächspartner und Freund. Er zeigt wie kaum jemand anderes, wie sich historische Genauigkeit, literarischer Stil und politische Haltung verbinden lassen. Seine Bücher über die Sowjetunion, über Osteuropa, über totalitäre Regime und ihre Folgen prägen ganze Generationen.
Vor allem sein präziser, wacher, oft persönlicher, aber immer politischer Blick zeichnet Karl Schlögel aus. Er versteht es meisterhaft, den Leerstellen in der Erinnerung nachzuspüren, zu benennen, was verdrängt wird, und einzuordnen, wo andere vorschnell urteilen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist Karl Schlögel eine der klarsten Stimmen in der deutschen Öffentlichkeit. Er benennt den Krieg als das was er ist: imperiale Gewalt, die sich auf ein verzerrtes Geschichtsbild stützt.
«Der Krieg des Staates gegen die eigene Gesellschaft, auch gegen andere Völker, ist der große Lehrmeister. Er legt die Spuren der Gewalt frei und öffnet einen bisher verschlossenen Gedächtnisraum.»
Karl Schlögel, Erinnern ist Widerstand
Es ist diese Erfahrung einer Gegenwart mit ihrer Gewalt und der Rückkehr des Imperialen, die laut Schlögel den Blick auf die Vergangenheit neu öffnet:
«Keine Zensur, kein Gericht kann diesen Prozess aufhalten. »
Karl Schlögel, Erinnern ist Widerstand
MEMORIAL und Karl Schlögel verbindet eine lange Zusammenarbeit. In diesem Frühjahr erschien unser Sammelband Erinnern ist Widerstand mit einem Beitrag von ihm. Karl Schlögel verbindet darin den zentralen Gedanken seines Schaffens mit den aktuellen Kämpfen um Geschichtspolitik. Bereits 2015 veröffentlichte er gemeinsam mit der Vorsitzenden von Zukunft MEMORIAL Irina Scherbakowa den Band Der Russland-Reflex, ein leidenschaftliches Plädoyer gegen westliche Illusionen und für einen differenzierten, historisch informierten Blick auf Russland und die postsowjetischen Räume.
Dabei geht es Schlögel nicht nur um Rückschau, sondern um vor allem Verantwortung für die Zukunft.
«Es geht [...] um die Vergegenwärtigung eines wahrhaft europäischen Gedächtnisraums, der bis auf den heutigen Tag allzu westzentriert ist.»
Karl Schlögel, Erinnern ist Widerstand
Die Erfahrungen der sowjetischen Gewaltgeschichte seien „nicht bloß ein östliches Thema“, sondern Teil einer europäischen Erzählung – und die Arbeit von MEMORIAL und seiner Partnerorganisationen sei dafür unverzichtbar.
Für uns bei Zukunft MEMORIAL ist diese Auszeichnung auch eine Ermutigung für all jene, die sich heute, oft unter großem Risiko, der politischen Vereinnahmung von Geschichte entgegenstellen.
«Karl Schlögel steht für eine Haltung, die in Europa heute nötiger ist denn je: Genau hinsehen, die Geschichte ernst nehmen und sich dem autoritären Denken in den Weg stellen. Sein Preis ist eine Auszeichnung, die uns alle ermutigt. »
Irina Scherbakowa, Vorstandsvorsitzende von Zukunft MEMORIAL
Interviews und Kontakt
Für Interviewanfragen und das Vereinbaren von Hintergrundgesprächen mit unserer Vorsitzenden Irina Scherbakowa, unserer Geschäftsführerin Elena Zhemkova und mit weiteren Expertinnen und Experten stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Auf Anfrage stellen wir Ihnen Bild- und Bewegtbildmaterial bereit. Sie möchten in unseren Presseverteiler aufgenommen werden, oder haben konkrete Anfragen? Kontaktieren Sie uns: