Mutig
leben

Irina Scherbakowa eröffnet Kunstfest Weimar

„Mutig leben“ ist das Leitmotiv des diesjährigen Kunstfests Weimar. Irina Scherbakowa, Vorsitzende von Zukunft MEMORIAL, griff in ihrer Eröffnungsrede das Motto auf. Mut werde heute dringender gebraucht denn je: Mut, der Wahrheit ins Auge zu sehen; Mut, die Demokratie zu verteidigen; und nicht zuletzt Mut, Kultur und Freiheit gegen Zensur und Gewalt zu behaupten.


Irina Scherbakowa sprach von der Rückkehr des Krieges nach Europa achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Russlands führe einen blutigen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Aussicht auf einen baldigen, geschweige denn gerechten Frieden gebe es nicht. Im Gegenteil: „Wir finden uns merkwürdigerweise in einer fast orwellschen Welt wieder, wo vor dem Hintergrund der sogenannten Friedensvorschläge Putins täglich Zivilisten in der Ukraine unter den Bomben sterben.“ Scherbakowa sprach zugleich von der erschreckenden neuen geopolitischen Realität, in der die Sicherheit Europas von einem „zynischen Handel zwischen einem Diktator und einem narzisstischen Showman“ abhänge.

    Sie warnte vor den nicht nur davon ausgehenden Gefahren für die Demokratie insgesamt: Noch vor Kurzem habe man geglaubt, Demokratie sei in Europa der einzig mögliche Weg. Heute aber sei klar, dass sie keineswegs garantiert sei. Auch deshalb sei „politischer, moralischer, kultureller Mut“ nötig, um sich von Illusionen zu befreien und der Wahrheit ins Auge zu sehen.


    Besonders eindringlich sprach Irina Scherbakowa über die Lage von Künstlerinnen und Künstlern, die es wagen, sich gegen autoritäre Systeme zu stellen. Wenn sie sich gegen den Krieg aussprächen, zahlten sie in Russland einen sehr hohen Preis. Es drohten nicht nur Konzertabsagen oder Hasskampagnen, sondern strafrechtliche Verfahren und Gefängnis. Gemeinsam mit Journalistinnen, Politikerinnen und Bloggern gehörten Künstlerinnen und Künstler zu den am stärksten  verfolgten Gruppen. Scherbakowa erinnerte besonders an die Theatermacherinnen Schenja Berkowitsch und Swetlana Petrijtschuk, die als angebliche „Extremistinnen“ verurteilt wurden und gegenwärtig im Straflager sitzen. Ebenso erging es der belarussischen Musikerin Maryja Kalesnikawa, die seit fast fünf Jahren im Gefängnis des Lukaschenko-Regimes sitzt. 


    Doch sei Kultur nicht nur unter Druck, so Scherbakowa, sondern auch Teil der Hoffnung. Kultur habe große Kraft: „Wahre Kultur kennt keine Grenzen. Und sie wird zu einer der wichtigsten Waffen der Solidarität im Kampf gegen Diktatur und Gewalt.“

      Interviews und Kontakt

      Für Interviewanfragen und das Vereinbaren von Hintergrundgesprächen mit unserer Vorsitzenden Irina Scherbakowa, unserer Geschäftsführerin Elena Zhemkova und mit weiteren Expertinnen und Experten stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Auf Anfrage stellen wir Ihnen Bild- und Bewegtbildmaterial bereit. Sie möchten in unseren Presseverteiler aufgenommen werden, oder haben konkrete Anfragen? Kontaktieren Sie uns: