Erinnerung
als Auftrag

Pressekonferenz - Ein Jahr nach dem Gefangenenaustausch

Am 1. August 2025 jährte sich der bisher größte Gefangenenaustausch zwischen Russland und westlichen Staaten nach dem Ende der Sowjetunion vor 35 Jahren. Zu den damals Freigelassenen gehörten bekannte zivilgesellschaftliche Aktivistinnen und Aktivisten wie Oleg Orlow, Mitbegründer von MEMORIAL, German Moyzhes, Alexandra Skotschilenko und Kevin Lick.


Dieses Jahr trafen sich die Aktivistinnen und Aktivisten am Ort ihrer Freilassung, dem Flughafen Köln/Bonn, um bei einer Pressekonferenz an die wachsende Zahl politischer Gefangener in Russland und Belarus, aber auch zu Unrecht in Russland inhaftierter ukrainischer Kriegsgefangener zu erinnern. Oleg Orlow, sagte in Interviews mit dem Tagesspiegel, der Tagesschau und anderen Medien, die Freilassung einzelner dürfe nicht als Entwarnung verstanden werden.


Zukunft MEMORIAL unterstützte die Aktivistinnen und Aktivisten gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen.

    „Freiheit ist kein Zustand, sondern ein Auftrag“, sagte Orlow in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Er erinnerte daran, dass zahllose Journalisten, Aktivistinnen und Kriegsgegner weiterhin in russischer Haft sitzen.


    „Ich fühle mich wie jemand, der überlebt hat (…) aber nicht vergessen darf, dass andere nicht freikamen“, so Orlow


    Diese Haltung prägte die gesamte Veranstaltung: Keiner der Freigelassenen thematisierte das persönliche Schicksal losgelöst vom politischen Kontext. German Moyzhes und Alexandra Skotschilenko machten deutlich, wie sehr ihre eigene Freiheit mit der Unfreiheit von anderen verknüpft bleibt.


    Ein weiteres zentrales Thema der Pressekonferenz war das Schicksal von ukrainischen Zivilisten und Soldaten, die nach ihrer Gefangennahme durch russische Truppen unter völkerrechtswidrigen Bedingungen festgehalten werden. Die Anwesenden forderten ihre sofortige Freilassung. Die internationale Gemeinschaft müsse diesen Gefangenen viel stärkere Aufmerksamkeit widmen.

      «Freiheit ist kein Zustand, sondern ein Auftrag.»

      Oleg Orlow

      Orlow, Moyzhes, Skotschilenko und Lick stellten einen offenen Brief vor, den sie zusammen mit sieben weiteren vor einem Jahr Freigelassenen verfasst hatten und den sie mit Angehörigen am 1. August 2025 in Köln gemeinsam unterzeichneten. Darin erinnern sie an „Tausende politische Gefangene in Russland, Belarus und den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten“. Viele von ihnen würden „in strenger Isolation gehalten, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt“.


      „Die Freiheit aller zu Unrecht Inhaftierten ist kein Zugeständnis, sondern eine Grundvoraussetzung für jede sinnvolle Normalisierung der Beziehungen und die Herstellung eines gerechten und dauerhaften Friedens“, heißt es in dem Appell.


      In eindringlichen Worten fordern die Unterzeichnenden, dass die Freilassung politischer Gefangener bei jeder Verhandlung mit Russland und Belarus zu einer „absoluten und nicht verhandelbaren Priorität“ haben müsse.


      Sie betonen: „Diese Menschen zu befreien bedeutet, die Werte, die wir teilen, aufrechtzuerhalten und eine Zukunft zu sichern, in der die Hoffnung wirklich gedeihen kann.“

        Die Pressekonferenz stieß auf breite mediale Resonanz. Berichte erschienen unter anderem bei der Tagesschau, t-online, SAT.1 NRW, RTL News und dem Tagesspiegel. Dort wurde nicht nur über die Biografien der Freigelassenen berichtet, sondern auch über die Repression in Russland, die Rolle unabhängiger Menschenrechtsarbeit und die Notwendigkeit grenzüberschreitender Solidarität.


        In einem Interview mit der Tagesschau sagte Orlow: „Putin hat Angst vor Erinnerung. Deshalb ist MEMORIAL verboten – und deshalb machen wir weiter.“

          Interviews und Kontakt

          Für Interviewanfragen und das Vereinbaren von Hintergrundgesprächen mit unserer Vorsitzenden Irina Scherbakowa, unserer Geschäftsführerin Elena Zhemkova und mit weiteren Expertinnen und Experten stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Auf Anfrage stellen wir Ihnen Bild- und Bewegtbildmaterial bereit. Sie möchten in unseren Presseverteiler aufgenommen werden, oder haben konkrete Anfragen? Kontaktieren Sie uns: