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Unsere
Bewegung

Von der Bürgerbewegung zum Friedensnobelpreis: Für Menschenrechte und gegen Repression und staatliche Gewalt.

MEMORIAL erforscht, dokumentiert und analysiert weiterhin alle Erscheinungsformen politischer Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart der ehemaligen UdSSR und in anderen Ländern, die von den Verbrechen sowjetischer und postsowjetischer Regime betroffen sind. Außerdem setzt sich MEMORIAL für Menschenrechte, den Aufbau und Erhalt der Zivilgesellschaft sowie für demokratische und rechtsstaatliche Regierungen ein.

Die MEMORIAL-Bewegung entstand Ende der 1980er Jahre als gesellschaftliche Initiative. Getragen wurde sie von einem wachsenden Bedürfnis nach Wahrheit und Erinnerung an die Opfer staatlicher Gewalt und Repression in der Sowjetunion. Ausgehend von Bürgerinitiativen in verschiedenen Städten der damaligen UdSSR, entwickelte sich MEMORIAL bald zu einer einflussreichen Bewegung. Ihr erster Vorsitzender war der Menschenrechtsaktivist und Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow.

Aufdecken, Aufarbeiten, Aufrütteln.

Die Verbrechen des sowjetischen Staates gegen seine Bürgerinnen und Bürger sowie international begangene Verbrechen zu erforschen, zu dokumentieren und öffentlich anzuerkennen, ist von Beginn an die zentrale Aufgabe von MEMORIAL. Zusätzlich treibt uns die Mission an, Menschenrechte aktiv zu verteidigen. MEMORIAL-Mitglieder machen  die Ursachen und Folgen politischer Gewalt sichtbar – indem sie Zeugnisse sammeln, Archive erstellen und wissenschaftliche Forschung betreiben.

Ein Archiv mit Millionen von Dokumenten

Durch das Engagement von MEMORIAL entstanden und entstehen bis heute Archive mit Millionen von Dokumenten, Gedenkstätten, Museen, ein jährlicher Geschichtswettbewerb für Jugendliche, ein MEMORIAL-Haus in Moskau und zahlreiche MEMORIAL-Büros in ganz Russland und in anderen Ländern. MEMORIAL organisiert Konferenzen, Forschungsexpeditionen an die Stätten des Terrors und unzählige Bürgerversammlungen. All dies geschieht nicht zentral gesteuert oder ist überhaupt steuerbar. Ein Teil Russlands wollte und will sich seiner Geschichte stellen und tut dies auch unter dem Dach von MEMORIAL. Dabei bleibt MEMORIAL immer ein Netzwerk und lebt vom Engagement vieler Einzelner.

«Für mich ist klar: Wer glaubt, sich in eine ruhige Ecke zurückziehen zu können, während ein so aggressives Regime wie das russische Krieg führt, irrt sich. Die Folgen würden ganz Europa einholen – politisch, wirtschaftlich und moralisch.»

Irina Scherbakowa, Vorsitzende Zukunft MEMORIAL

Zwangsweise Auflösung

Die Bedingungen für diese Arbeit der Aufklärung und des Erinnerns verschlechterten sich allerdings mit der Zeit. Erst langsam, dann immer schneller. Schon durch die Kritik an den Tschetschenienkriegen hatte sich das Verhältnis des russischen Staates zu MEMORIAL erheblich abgekühlt. Ab den frühen 2000er Jahren, nach dem Machtantritt Putins, veränderte dann die Revision der staatlichen Geschichtspolitik das gesellschaftliche Klima weiter. MEMORIAL, als eine Graswurzel-Bewegung in der ehemaligen Sowjetunion entstanden, die sich der Erinnerung an die schmerzvolle Geschichte ihres eigenen Landes verschrieben hatte, sah sich zunehmenden Beeinträchtigungen und Repressionen ausgesetzt und wurde am 4. Oktober 2016 vom russischen Justizministerium zum „ausländischen Agenten” erklärt. Im Februar 2022 folgte die Zwangsauflösung von MEMORIAL International durch das Putin-Regime.

Nach der umfassenden Invasion Russlands in der Ukraine gründeten im Mai 2023 fünfzehn Organisationen aus Russland, der Ukraine, der Europäischen Union und Israel eine neue Internationale Assoziation MEMORIAL (IAM) mit Sitz in Genf. Diese Gesellschaft führt die internationale Zusammenarbeit fort, die Organisationen im Netzwerk erforschen und dokumentieren weiterhin staatliche Verbrechen der ehemaligen Sowjetunion und darüber hinaus. Der Vorstand der Gesellschaft besteht aus internationalen Expertinnen und Experten wie Štěpán Černoušek (Tschechien), Giulia De Florio (Italien), Anna Gavina, Sergey Krivenko, Irina Scherbakowa (alle Russland) und dem Vorsitzenden Nicolas Werth (Frankreich).

Gedenken an den staatlichen Terror

MEMORIAL setzt sich öffentlich und konsequent für die Erinnerung an staatlichen Terror ein. Zentrale Projekte sind die jährliche Gedenkaktion „Rückkehr der Namen“, die Gedenktafeln des Projekts „Letzte Adresse“ sowie Führungen zu historischen Orten der sowjetischen Repression. Die Grundlage von MEMORIALs Arbeit ist die Überzeugung, dass die Vergangenheit kritisch aufgearbeitet werden muss, um ein friedliches und rechtsstaatliches Russland zu ermöglichen.

Friedensnobelpreis 2022

Im Jahr 2022 erhielt MEMORIAL gemeinsam mit dem belarussischen Aktivisten Ales Bialiatski und dem ukrainischen Center for Civil Liberties den Friedensnobelpreis. Diese Auszeichnung unterstreicht die Bedeutung und Dringlichkeit der Erinnerung an und Aufarbeitung von staatlicher Gewalt und des Einsatzes für Menschenrechte und Demokratie.

Im selben Jahr riefen die Mitbegründerinnen von MEMORIAL, Irina Scherbakowa und Elena Zhemkova, zusammen mit anderen Forschenden, Aktivistinnen und Aktivisten im Berliner Exil Zukunft MEMORIAL als eine neue Stimme der MEMORIAL-Bewegung ins Leben. Dank der Unterstützung unserer Förderer - allen voran der Körber-Stiftung, die uns Räume und Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung stellt – können wir unsere Arbeit fortsetzen.