Ausstellung
Das andere
Russland.
Das andere
Russland.
35 Jahre Kampf für historische Wahrheit und Demokratie ab 21. August 2024 in Weimar
MEMORIAL-Mitbegründer Oleg Orlow frei
Oleg Orlow protestierte in Moskau gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und wurde am 27. Februar 2024 wegen „wiederholter Diskreditierung der Streitkräfte“ zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung im Rahmen des historischen Gefangenenaustausches am 1. August setzt er im Exil seine Arbeit bei MEMORIAL fort. Erschöpft, aber ungebrochen kämpft er für die rund 800 politischen Gefangenen in Russland und unterstützt humanitäre und militärische Hilfe für die Ukraine. Seit dem 7. August beantwortet er in Berlin die Fragen Dutzender internationaler Journalist:innen.
Oleg Orlow
Seit über 40 Jahren stellt sich Oleg Orlow öffentlich gegen russische Kriegs- und Aggressionspolitik. Er dokumentierte Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien, Georgien und der Ostukraine. Seit Beginn des großangelegten russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine nahm er an sieben Mahnwachen teil und kritisierte in einem Artikel für die französische Zeitschrift Mediapart den russischen Staat als „faschistisch“. Orlow ist Co-Vorsitzender des MEMORIALMEMORIAL-Menschenrechtszentrums.
«Erinnerung an Gewalt kann man nicht vernichten.»
Irina Scherbakowa, Vorsitzende von Zukunft MEMORIAL
Rechtsruck im Superwahljahr 2024
2024 wählen mehr Menschen als je zuvor, gleichzeitig geraten weltweit Demokratien zunehmend unter Druck.
Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen, bei denen die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht mit ihren russlandfreundlichen Programmen mit hoher Zustimmung rechnen dürfen, die fortwährenden Repressionen gegen Menschenrechtsorganisationen in Russland und der Druck auf ihre Vertreter:innen im In- und Ausland zeigen, wie wichtig es gerade jetzt ist, über Menschenrechtsverletzungen durch die russische Regierung aufzuklären.
MEMORIAL – Die aus Russland vertriebene „Gedächtnisorganisation“ ist so aktuell wie nie
Die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Menschenrechts- und Geschichtsorganisation MEMORIAL kämpft seit Ende der 1980er Jahre für die Aufarbeitung der Verbrechen des Stalinismus, die Dokumentation von Repression und politischer Gewaltherrschaft in der Sowjetunion und in Russland sowie die Rehabilitierung der Opfer und die Unterstützung der Überlebenden des sowjetischen Arbeitslagersystems GULag. Außerdem setzt MEMORIAL sich gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Menschenrechte in Russland ein, dokumentiert russische Kriegsverbrechen und gehört zu den schärfsten Kritiker:innen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Russlands älteste unabhängige NGO wurde deshalb von den russischen Behörden immer wieder drangsaliert und 2016 als „ausländischer Agent“ eingestuft.
«Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden wegen ihres mutigen Einsatzes für die Menschenrechte bedroht, entführt, verhaftet und sogar getötet.»
Irina Scherbakowa, Vorsitzende von Zukunft MEMORIAL
Das andere Russland
35 Jahre Kampf für historische Wahrheit und Demokratie würdigt jetzt MEMORIALS gefährlichen Einsatz für Menschenrechte und historische Aufarbeitung.
„Die Ausstellung setzt ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass MEMORIAL sich nicht einschüchtern lässt und trotz allem die Arbeit für ein demokratisches Russland fortsetzt. Wir zeigen, dass es trotz brutaler Repression und zahlreicher Kriegsverbrechen immer noch ein anderes Russland gibt, das unsere Solidarität braucht.“ Irina Scherbakowa
Die Ausstellung
Die Ausstellung zeigt u.a. Briefe, Zeichnungen, Kleidungsstücke und selbstgebastelte Puppen von GULag-Häftlingen. Ein ganz besonderes Exponat ist die Geige, die der Häftling Michail Goworjonkow 1944 im Lager aus Sperrholz, Draht und ein paar Nägeln baute. Die Musik dürfte für ihn ein Mittel gewesen sein, sich gegen die Entmenschlichung durch das Lagersystem zur Wehr zu setzen. Nach seiner Freilassung schenkte er die Geige seiner Nichte Natascha, die in Moskau einen Austauschstudenten aus der DDR heiratete und Anfang der 1960er mit ihm nach Dresden ging.
2002 wurde die Geige während des Jahrhunderthochwassers beschädigt, zum Trocknen auf einen Dachboden gebracht – und geriet in Vergessenheit. Erst 2023, nach Nataschas Tod wurde sie von ihrem Sohn Andrej Meyer gefunden und an MEMORIAL übergeben. In Weimar wird die Geige neben weiteren Exponaten, vom Leid und Widerstand gegen die Entmenschlichung erzählen und den Opfern politischer Gewalt Gesicht und Namen geben.
Der Ausblick: Zukunft MEMORIAL, Zukunft Europa
Nach einem international kritisierten und politisch motivierten Prozess wurde MEMORIAL vor zwei Jahren in Russland liquidiert. Wegen drohender Verfolgung mussten zahlreiche Aktivist:innen aus Russland fliehen. Seitdem setzt MEMORIAL seine Arbeit u.a. mit dem 2023 im Berliner Exil gegründeten Verein Zukunft MEMORIAL, in seinem internationalen Netzwerk, aber auch unter hohen persönlichen Risiken mit Mitarbeiter:innen in Russland fort. MEMORIAL kämpft für ein demokratisches Russland, aber auch für ein demokratisches Europa. Denn MEMORIALS historisch begründeter Appell für Freiheit und Demokratie wird mehr denn je gebraucht.
Informationen zur Ausstellung
Die Ausstellung Das andere Russland. MEMORIAL: 35 Jahre Kampf für historische Wahrheit und Demokratie findet unter der Schirmherrschaft von Staatsminister Carsten Schneider, dem Ostbeauftragten der Bundesregierung, im Rahmen des Kunstfestes Weimar statt. Sie wird am Mittwoch, dem 21. August 2024, um 15:00 Uhr im Bauhaus Museum Weimar eröffnet und läuft bis 6. Januar 2025.
Vorabführung
Zukunft MEMORIAL-Vorstandssprecherin Irina Scherbakowa führt Sie auf Wunsch vorab durch die Ausstellung.
Preview mit Oleg Orlow
Am 21. August um 13 Uhr wird Oleg Orlow vorab über die Ausstellung sprechen, danach werden Sie Gelegenheit haben, Fragen zu stellen. Auch Einzelinterviews sind nach Absprache möglich
Interviews und Kontakt
Für Interviewanfragen und das Vereinbaren von Hintergrundgesprächen mit unserer Vorsitzenden Irina Scherbakowa, unserer Geschäftsführerin Elena Zhemkova und mit weiteren Expertinnen und Experten stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Auf Anfrage stellen wir Ihnen Bild- und Bewegtbildmaterial bereit. Sie möchten in unseren Presseverteiler aufgenommen werden, oder haben konkrete Anfragen? Kontaktieren Sie uns: