„MEMORIAL.
Erinnern ist Widerstand“

Zwei Nobelpreisträgerinnen schreiben ein Buch über eine einzige NGO. Warum jetzt?

Die Neuerscheinung „MEMORIAL. Erinnern ist Widerstand“ beleuchtet das Vermächtnis und die aktuelle Relevanz der mutigsten Menschenrechtsorganisation Russlands – jetzt als vielstimmige Publikation bei C.H. Beck

Berlin, 28.05.2025. Warum widmen sich Herta Müller und Swetlana Alexijewitsch, beide Literaturnobelpreisträgerinnen, zusammen mit zehn weiteren führenden Intellektuellen einer einzigen zivilgesellschaftlichen Organisation? Warum entscheidet sich ein Journalist wie Filip Dzyadko, ein Buchprojekt über diese NGO ins Leben zu rufen? Weil es um MEMORIAL geht – und damit um eine Organisation, deren Mission aktueller nicht sein könnte.

Mit „MEMORIAL. Erinnern ist Widerstand“ erscheint ein eindrucksvolles Buch über die älteste NGO Russlands – ein Kompass in einer Zeit, in der autoritäre Regime nicht nur in Russland, sondern weltweit auf dem Vormarsch sind und Erinnerungspolitik zunehmend zur Waffe wird. MEMORIAL, das 2022 gemeinsam mit Ales Bialiatski aus Belarus und den Center for Civil Liberties aus der Ukraine mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, steht trotz Verfolgung, Verbot und Zensur für die kompromisslose geschichtliche Aufarbeitung totalitärer Gewalt und das mutige Eintreten für Menschenrechte heute.
MEMORIAL wurde im selben Jahr vom russischen Obersten Gericht zwangsweise aufgelöst – drei Tage nach Beginn von Putins Großinvasion in die Ukraine. Doch wie Mitgründerin Irina Scherbakowa betont:
„Eine Körperschaft kann man auflösen, das Gedächtnis und die Gedächtnisarbeit nicht.“

Der Sammelband vereint 12 Beiträge, darunter von Aleida Assmann, Anne Applebaum, Karl Schlögel und Gerd Koenen. Sie alle zeigen, wie eng die Geschichte der Repressionen in der Sowjetunion mit den aktuellen autoritären Strukturen verbunden ist. Und sie zeigen wie MEMORIAL mit Archivarbeit, Bildungsprojekten und öffentlichem Engagement Widerstand dagegen leistet. Das Buch enthält ein ausführliches Vorwort von Irina Scherbakowa sowie berührende Dokumente aus dem Gulag: Zeichnungen, Briefe und Bilder von Alltagsgegenständen, die versuchen, das Unfassbare erfahrbar machen.
„MEMORIAL zeigt, was mit dem einzelnen Menschen geschieht. Das kann den Leuten helfen zu bestehen, damit sie in diesen Zeiten nicht zerbrechen“, sagt Swetlana Alexijewitsch.
Das Buch richtet sich an alle, die sich für Geschichte und Verantwortung interessieren, sei es im akademischen, kulturellen oder politischen Kontext. Es eignet sich auch für Bildungsarbeit und als Grundlage für politische Debatten.
Der Titel ist Programm: „Erinnern ist Widerstand“.
MEMORIAL macht damit deutlich, dass Aufarbeitung nicht rückwärtsgewandt, sondern ein Kampf für Demokratie im Hier und Jetzt ist.

    Buchinformationen:

    Titel: MEMORIAL. Erinnern ist Widerstand
    Herausgeber: Irina Scherbakowa, Filipp Dzyadko und Elena Zhemkova
    Verlag: H.C. Beck Verlag
    Erscheinungstermin: Mai 2025
    ISBN: 978-3-406-83216-1
    Umfang: 192 S., mit 28 Abbildungen, Hardcover
    Sprache: Deutsch

      Über Zukunft MEMORIAL e. V.

      Der gemeinnützige Verein Zukunft MEMORIAL wurde 2022 in Berlin von Historikerinnen und Historikern sowie Aktivistinnen und Aktivisten aus Russland und Deutschland gegründet, um die Arbeit von MEMORIAL aus dem Exil heraus weiterzuführen, ihre Bedeutung für die Gegenwart zu vermitteln und ihr eine Zukunft zu geben.
      MEMORIAL erforscht seit 1989 den sowjetischen Terror und bewahrt die Erinnerung an die Opfer. Dadurch wurde MEMORIAL zu einer der wichtigsten Stimmen der Opposition im heutigen Russland. 2022 erhielt MEMORIAL für seine Arbeit den Friedensnobelpreis.
      Nach der Zwangsauflösung der Dachorganisation MEMORIAL International durch das Oberste Gericht Russlands Anfang 2022 und dem Beginn der russischen Vollinvasion in die Ukraine mussten viele Mitarbeitende das Land verlassen – doch wir geben nicht auf.
      Zukunft MEMORIAL ist Teil des internationalen MEMORIAL-Netzwerks.

        Über Irina Scherbakowa

        (*1949) ist Historikerin, Kulturwissenschaftlerin und Germanistin. Als Gründungsmitglied von MEMORIAL prägte sie die Arbeit der Organisation über mehr als 30 Jahre hinweg. Seit 1999 ist sie Koordinatorin des MEMORIAL-Geschichtswettbewerbs für Jugendliche „Der Mensch in der Geschichte“. Ihre Forschungsgebiete umfassen Oral History, Totalitarismus, Stalinismus, Fragen des kulturellen Gedächtnisses in Russland und der Erinnerungspolitik. In Deutschland erhielt sie 2014 den Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik, 2022 den Marion-Dönhoff-Preis und 2024 den Hambacher Friedenspreis 1832. Seit 2022 ist Irina Scherbakowa Vorsitzende von Zukunft MEMORIAL. Sie lebt in Berlin und Tel Aviv.

          Über Filip Dzyadko

          ist Philologe, Journalist, Autor und Mitglied der Schriftstellervereinigung PEN Berlin. Er wurde in Moskau geboren und lebt heute in Berlin. Bevor er Russland 2022 verlassen musste, war er dort unter anderem als Fernsehmoderator tätig und gründete die Bildungsplattform Arzamas. Bei Zukunft MEMORIAL leitet er verschiedene Archiv- und Bildungsprojekte.

            Kostenfreies Bildmaterial finden Sie hier:

            Interviews und Kontakt

            Für Interviewanfragen und das Vereinbaren von Hintergrundgesprächen mit unserer Vorsitzenden Irina Scherbakowa, unserer Geschäftsführerin Elena Zhemkova und mit weiteren Expertinnen und Experten stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Auf Anfrage stellen wir Ihnen Bild- und Bewegtbildmaterial bereit. Sie möchten in unseren Presseverteiler aufgenommen werden, oder haben konkrete Anfragen? Kontaktieren Sie uns: